Plötzlich mittendrin > Konzept & Text: ad poets, Elke Sichelschmidt. Kids-Special im Mitgliedermagazin der Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte, 2009.
Ein unglaubliches Trampeltier
Eigentlich wollten wir sie aus sicherer Entfernung betrachten. Denn Begegnungen mit Trampelltieren sind nicht unbedingt ohne. Besonders schlecht gelaunte Bullen können es in sich haben. Doch Inspektor für Tierversorgung Frank Chomik öffnet einfach das Tor zum Gehege und amüsiert sich königlich über unsere verdutzten Gesichter. „Nicht rennen und nicht bücken“, rät er uns noch. Es dauert keine drei Sekunden, dann wissen wir auch warum. Sofort werden wir von drei neugierigen Kamelbabys stürmisch begrüßt. Die Fohlen haben uns offensichtlich zum Fressen gern und knabbern nicht nur an unseren Blocks, sondern mit viel Ausdauer auch an unseren Ärmeln.
Durch den engen Kontakt mit Pfleger Maik sind die Duisburger Trampeltiere ungewöhnlich anhänglich. Und daher dauert es nicht lange, da erregen wir sowohl das Interesse der drei Wochen alten Ashanti und ihrer beiden Halbgeschwister als auch ihrer Mütter. Zugegeben, deren enorme Größe und ihr beeindruckendes Brummen machen uns schon ein bisschen nervös. Und das erleichtert nicht gerade das Mitschreiben und Fotografieren. Zumal die Knirpse weiter unaufhörlich drängeln und übermütig an uns herumzupfen. „Für die drei ist es ein großes Glück, dass sie sich haben“, freut sich Frank Chomik. „Sie können hier den ganzen Tag miteinander herumtoben.“
Soviel Freizeit hätten sie in ihrer orientalischen Heimat aber nicht. Denn dort werden sie von vielen Nomadenvölkern als hochspezialisierte Nutz- und Lasttiere gehalten und haben schwer zu schleppen. Dafür sind sie von Natur aus nämlich perfekt gerüstet. Schließlich kommen die sogenannten Wüstenschiffe 14 Tage ohne Wasser aus und können dann ganze 100 l trinken und als Vorrat im Magen speichern. Besondere Sohlen erleichtern ihnen zudem das Laufen und sogenannte Liegeschwielen sorgen dafür, dass es ihnen auf dem Sand nicht zu heiß wird. Außerdem liefern Kamele Wolle und Milch sowie Dung als Brennmaterial. Und ihren Urin nutzt man zur Konservierung von Lebensmitteln. Echt erstaunlich!
STICHWORT: TRAMPELTIER
Ursprünglich sind Trampeltiere in den Steppen und Wüsten Vorder- und Zentralasiens beheimatet. Nomadenvölker halten die Pflanzenfresser dort als ideal angepasste Nutz- und Lasttiere. Und zwar zumeist in Harems aus einem Bullen, mehreren Stuten und ihrem Nachwuchs. Wie die Dromedare zählen Trampeltiere zu den Altweltkamelen. Allerdings tragen sie zwei Höcker und wirken wuchtiger. Erwachsene Männchen erreichen eine Schulterhöhe von 2,30 m und ein Gewicht von bis zu 900 kg.