ad poets blog – Achtung! Die Frau Sichelschmidt denkt nach.

Resolut wie Miss Marple

Bundesverdienstkreuz für 186-jähriges Traumpaar. > PR-Artikel für Mitgliedermagazin der Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte. Text: ad poets, Elke Sichelschmidt.

Hut ab vor den Elsposchs! Genossenschaftler bekamen Bundesverdienstkreuz

Im August ehrte Oberbürgermeister Sören Link die Eheleute Änne und Fritz Elsposch für besondere Verdienste um Volk und Staat. Die Tagespresse berichtete über ihr bemerkenswertes Engagement: Den Aufbau der Duisburger AWO, Falken und Naturfreunde, den Einsatz in Vogelschutz, Jugend- oder Gewerkschaftsarbeit und die leitenden Ehrenämter. Das Paar hat Unglaubliches geleistet. Wir haben die 93-jährigen Genossenschaftler in der Grabenstraße für Sie besucht.


Änne Elsposch schüttelt uns kräftig die Hand. Die kleine resolute Frau erinnert an Miss Marple. „Kommen Sie rein und sprechen Sie lauter – ich sach immer, ich bin scheel und taub“, grinst sie schelmisch. Das Wohnzimmer ist urgemütlich und topp in Schuss. Änne macht noch alles selbst. Ab und an nur kommt eine Putzhilfe. „16 Euro die Stunde“, erzählt die lebensfrohe Rentnerin über einen Teller mit Spritzgebäck hinweg, „aber dafür ist sie versichert. Und das ist wichtig.“ Auf dem Sofa gegenüber nickt Ihr Mann Fritz so zustimmend wie energisch. Nach einem Schlaganfall 2010 geht es ihm nicht gut und gerne überlässt der ehemalige Stadtrat das Wort jetzt seiner Frau.

Die Elsposchs kennen sich seit der zweiten Klasse und sind über 70 Jahre verheiratet. „Datt schafft heute keiner mehr“, schmunzelt Änne – offensichtlich voll auf dem Laufenden. Beide aus sozialistischen Familien waren sie gemeinsam politisch aktiv und während der Nazizeit Schikanen ausgesetzt. Einmal wurden sie sogar kurz verhaftet und dann kam der Krieg. Das verbindet. Als eine Nachbarin irgendwann im Luftschutzkeller mäkelte, dass die Liebenden jetzt aber mal heiraten müssten, antwortete Änne erwartungsgemäß keck: „Ich muss gar nix.“ Getan hat sie es dann doch, und das obwohl der einfache Soldat Fritz in geflickter Buxe am Standesamt erschien.

Schon seine Eltern waren Mitglieder im Spar- und Bauverein und so zog auch das junge Paar in eine Genossenschaftswohnung. Nach 1945 arbeitete er als Schweißer und sie verdiente als Haushaltshilfe dazu. Die restliche Zeit widmeten die Elsposchs ihrer Weiterbildung, der SPD, dem Naturschutz und sozialen Projekten. Eigenen Nachwuchs bekamen sie nicht. „Doch in den Ferien“, berichten die zwei mit leuchtenden Augen, „sind wir mit Kindern und Jugendlichen der Falken quer durch Europa geradelt und haben „Wir ziehen los für Frieden und Freundschaft gesungen.“ Aus ihrem Munde ein glaubhaftes Motto – auch dafür gab es das Bundesverdienstkreuz.

Für die Elsposchs übrigens kein Grund zur Aufregung. „Wieso? Datt nehmen wir locker“, meint Änne erstaunt. Und ihr Fritz ergänzt: „Man freut sich über die Anerkennung, aber was wir getan haben, war für uns selbstverständlich.“ Und so ging es an Rollator und Stock recht entspannt ins Rathaus zur Feier mit langjährigen Weggefährten. Den Sören kennen sie ja schließlich schon seit den Jusos und auch Innenminister Jäger ist für die zwei einfach nur „der Ralf“. Der Empfang beim OB dauerte inklusive Sektchen 60 Minuten. Eine willkommene Abwechslung für das eingespielte Duo, dessen Radius – abgesehen von Stippvisiten im Naturfreundehaus – altersbedingt klein geworden ist.

Am Ende unseres Besuches wollten wir von den beiden unbedingt noch wissen, was denn wohl das Wichtigste im Leben sei. „Dass es dem Bürger gut geht“, sagt Fritz wie aus der Pistole geschossen. Und diesmal nickt seine Frau. Keine Frage – die Elsposchs sind wirklich ein außergewöhnliches Paar.